Annette Pehnt, Die schmutzige Frau

Eine Frau, klug, gebildet, lebt isoliert in einer Wohnung, die ihr Mann gekauft hat, ohne Handy, ohne Computer. Dort soll sie sich Zeit für sich nehmen und schreiben. „Du wolltest doch alleine leben und schreiben, sagt er, es war deine Entscheidung.“ (S. 152). „Auf diesen Tisch passte kein Computer, mein altes Notebook war im Haus zurückgeblieben, wir hatten es so vereinbart.“ (S. 13) Wie diese „Vereinbarungen“ abliefen, erfahren wir im Versroman und auch, dass der Frau  so einiges einredet wurde, u.a. das sie schmutzig sei. Der Mann möchte nicht, dass sie die Wohnung verlässt. Er möchte so einiges nicht.

„Wenn ich den Blick Meinesmannes auf mir spüre (…), sehe ich diese feine Spur des Ekels in seinen Augen. Einen gut verborgenen Widerwillen , der mich sofort daran erinnert, dass dieses Zimmer, fernab der anderen, die passende Bleibe für mich sind Und dass ich die Zeit nutzen muss, um mich zu verändern, zu reinigen und zu schälen (…)“ (S. 34)

Der Roman ging mir sehr nahe. Das Verhalten des Mannes und seine Worte haben mich entsetzt und ich musste kleine Lesepausen einlegen. Das Buch zeigt, wie wichtig es ist, dass Frauen/ Menschen selbstsicher sind, damit sie nicht in eine derartige Beziehung hineinrutschen und sich gegen psychische Gewalt wehren. Ich weiß das aus eigener Erfahrung.

Für mich war das Lesen dieses Versromans ein ganz besonderes Leseerlebnis. Die poetische Schreibweise hat mich fasziniert.

Ein wichtiges Buch! Ein gutes Buch! Fantastisch geschrieben.

Leseempfehlung!

Ausgewählte Zitate:

Dass diese Zeit nun zu Ende gegangen ist, kann nur bedeuten: dass ich dieser Form der Geselligkeit nicht mehr wert bin“ (S. 19)

„… indem er mich hier oben aufbewahrte“ (S. 29)

„Meinmann hebt abwehrend die Hände, schiebt mich von sich und führt mich zu einem Stuhl, damit ich mich aufrecht hinsetze und ihn mit geraden Rücken und gehobenem Kinn anschaue

Das tut er aus Respekt vor mir

Wir üben diese Haltung, weil ich verlernt habe, mich aufrecht zu halten“ (S. 30)

Ohne meine Zustimmung hätten wir es aber nicht tun können, also musste ich zustimmen“ (S. 50)

Dass sie schmutzig war, fiel ihm erst auf, als sie an seiner Wohnungstür stand, dann aber sehr deutlich. Er sagte es auch zu ihr, (…) sie sei schmutzig, das sehe er gleich, es habe keinen Sinn, das abzustreiten (…)“ (S. 52)

Annette Pehnt, Die schmutzige Frau, Piper, Erscheinungstermin 26. Januar 2023, 176 Seiten

unbezahlte Werbung/Rezensionsexemplar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Verwandte Beiträge

Beginne damit, deinen Suchbegriff oben einzugeben und drücke Enter für die Suche. Drücke ESC, um abzubrechen.

Zurück nach oben