Berthe Obermanns: Und hinter mir das Nichts

Die 30-jährige Sara Becker ist Psychotherapeutin. Als sich Martin Mangold, ihr erster eigener Patient, das Leben nimmt, verändert sich ihr Leben von einem Moment auf den anderen.  Sie hat nichts übersehen, sich nichts vorzuwerfen, doch der Suizid lässt sie nicht mehr los.

Von jetzt auf gleich – seit Herrn Mangolds Suizid – waren sie wieder da, all die Fragen.“ S. 15 und „Erinnerungen, die sich nicht abschütteln lassen“ S. 13

Es sind die Erinnerungen an ihre Kindheit, an ein streng gläubiges Elternhaus, in dem es immer still war, Bücher verboten wurden, an Eltern mit kalten, dunklen Blicken, die ihr jahrelang eingeredet haben, was sie zu sagen, zu denken, zu fühlen hat.

Seit dem Suizid löst sich alles, was ihr Leben bisher ausgemacht hatte, nach und nach auf. Auch bei dem Gedanken an das vorbestimmte Leben an der Seite ihres Freundes Steffen, in einem Ort, der sehr dem Ort ihrer Kindheit ähnelt, zieht sich ihr der Atem in der Brust zusammen.

Sara versucht zu begreifen, was ihre eigene Veränderung mit dem Tod von Herrn Mangold zu tun hat. Sie wünscht sich, das Fenster in ihr würde sich öffnen und ist auf der Suche nach sich selbst.

Als Nikto in ihr Leben tritt, verschwimmen Realität und Illusion, die Umgebung vor ihren Augen löst sich auf), sie weiß nicht mehr, was wahr ist und was nicht. Sie sieht Dinge, die nicht existieren, blickt dem Nichts ins Auge. „Längst hatte ich es nicht mehr in der Hand.“ S. 140

Fesselnd, aufwühlend, intensiv, berührend– Mit psychologischem Gespür und viel Feingefühl denkt sich die Autorin in die Protagonistin. Gekonnt baut sie Spannung auf, erschafft eine Sogwirkung, der ich mich nicht entziehen konnte. Mit einer klaren, schnörkellosen Schreibweise, widmet sich die Autorin schweren Themen, wie Suizid, psychischen Erkrankungen, aber auch der Frage nach dem Sinn des Lebens, dem Vergeuden von Lebenszeit, dem Treffen von Entscheidungen und der Macht der Augenblicke.  Ein Buch, das Mut macht, das Leben zu meistern. Ein wertvolles Buch.

Leseempfehlung!

Berthe Obermanns: Und hinter mir das Nichts, Osburg Verlag, Erscheinungstermin 29.8.2023, 250 Seiten

unbezahlte Werbung, Rezensionsexemplar

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