Leda, 47 Jahre, Mutter zweier erwachsener Töchter, verbringt die Sommermonate an der ionischen Küste. Mit Büchern im Gepäck genießt sie ihre Tage am Strand unter dem Sonnenschirm, die Brise und das Meer, „in einer angenehmen Stimmung aus Arbeit, Träumereien und Nichtstun“ (S. 16). Als ihr eine aus Neapel stammende junge Mutter und ihre Tochter auffallen, beobachtet sie die beiden, das Spielen der Tochter mit ihrer Puppe und die ruhig wirkende junge Mutter. Ledas bewunderndes Beobachten verändert sich jedoch plötzlich. „Es war wie mit einem leichten Schmerz, der zu unerträglichen Qualen heranwächst,…“ (S. 27). Erinnerungen überströmen sie, Erinnerungen an ihre Zeit als junge Mutter, in der so gern eine gute Mutter sein wollte und doch so betrübt war, das Gefühl hatte zu ersticken und sich selbst zu verleugnen; an eine Zeit, in der sie eine folgenschwere Entscheidung getroffen hat, die sie aus ihrem Leben verdrängt hatte und sie nun wieder einholt.
„Ich fühlte mich wie ein Regentropfen, der an einem Blatt hinunterrinnt, angezogen von offenbar unausweichlichen Kräften.“ S. 58
Ein intensiver und fesselnder Roman und über das weibliche Seelenleben, über eine verzweifelte Mutter und ihren Wunsch, eigene Wege gehen zu wollen – vor der Kulisse der ionischen Küste. Große Leseempfehlung für diesen Roman, der gut in die Sommermonate passt.
Aus dem Italienischen von Anja Nattefort
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Es war mein erster Roman von Elena Ferrante, den ich gelesen habe, doch sicher nicht mein letzter. Die vierbändige Neapolitanische Saga wartet bereits in meinem Regal auf mich.
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Elena Ferrante: FRAU IM DUNKELN, Suhrkamp, 2019, 188 Seiten
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