Gabriele von Arnim: Der Trost der Schönheit, Eine Suche

„Trost heißt nicht, dass alles gut wird. Trost heißt am Schmerzfluss Ufer bauen, Liegeplätze, an denen man den Kahn anbinden, aussteigen und sich ausruhen kann.“ S. 78

LESEHIGHLIGHT

Ein tiefsinniges, persönliches und wohltuendes Buch, das wunderbar in die jetzige Zeit passt („Es ist November, die Zeit des fahlen Lichts…“ S. 7), das man aber jederzeit lesen kann und, das ich sicher immer wieder zur Hand nehmen werde, weil allein das Lesen bereits Trost spendet.

In einer Zeit der extremen Herausforderungen widmet sich die Autorin dem Thema Schönheit und dem Trost, der diese bietet. „Wenn ich Schönheit sehe, höre, lese, spüre, dann glaube ich an Möglichkeiten, an Wege, Räume, Purzelbäume.“ S. 8

Auf einer literarischen Spurensuche, in der autobiografisches mit essayistischem Erzählen kombiniert wird, blickt die Autorin zurück auf ihre Kindheit, in der Kühle vorherrschte: „Meine Kindheit ist wie ein Wespennest, von dem immer mal wieder fiese Viecher ausfliegen, mich suchen, finden und stechen.“ S. 145 und sie blickt auf ihre erste Ehe: „Ich sank mit dem kargen Gatten an meiner Seite in eine seelische Ohnmacht.“ S. 202.  Die Autorin musste erst lernen, was Schönheit ist und deren unendliche Fülle wahrzunehmen. Seit dem Tod ihres zweiten Ehemannes brauchte die Autorin lange, um ihr „zerfleddertes Ich einzusammeln“ (S. 24). „Ich war am Ende, und das Sehen wurde zu einem neuen Anfang.“ S. 83

In dem wunderbaren Buch geht es „…darum, Schönheit und Schönes im Alltag, in verborgenen Schlupflöchern aufzuspüren… “ S. 17, mit offenen Sinnen zu leben,  „sich als Reisende im Leben zu begreifen“ S. 40, ein Gefühl für die Natur zu entwickeln, um das Wohlgefühl, sich das Zuhause schön zu machen, das ZuHauseGefühl genießen zu können. Die Autorin widmet sich dem Thema Alter („Ich sehe die Überfülle und die schwindende Zeit.“ S. 29, „Der fehlende Lebenssaft und die drängende NeuGier…“ S. 29 , macht auf die Vergänglichkeit von Schönheit und Trost aufmerksam und teilt ihre Gedanken, über die Ambivalenz, über Schönheit zu schreiben, „während in so vielen Teilen der Welt Not und Angst, Hunger und Entsetzen herrschen.“ S. 117 „Schönheit hier, Krieg dort. Ein Widerspruch, den ich nicht zusammendenken kann. Ein Widerspruch, den ich täglich lebe.“ S. 139 Sie kommt zu dem Ergebnis, dass „wir Schönheit brauchen. Weil sie Rettung sein kann, jedenfalls ein Anker.“ S. 117 Denn „Schönheit kann Gefühle befreien, kann uns den Mut geben, Neues zu wagen, oder die Kraft, Unveränderbares zu ertragen.“ S. 8 Und Schönheit kann Traumpfade malen, „auf die man vorsichtig einen Fuß setzt und dann den anderen, sich entfernt aus der eigenen Gegenwart und auf den Weg macht zu einem Woandershin. Dann lässt Schönheit Hoffnung aufscheinen, Neues zu erleben, Lustvolles zu erleben. Weil die Phantasie zum Schmetterling wird, der zum Blütennektar fliegt.“ S. 156

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Gefallen haben mir auch sehr die schönen Zitate in diesem Buch, wie z.B. dieses hier:

Sie wartete, bis sich der Sturm in ihrem Inneren legte. Als es so weit war, pflanzte sie an den verwundeten Stellen Sonnenblumen.“ S. 37, Deborah Levy, aus „Schöne Mutanten“

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GROßE LESEEMPFEHLUNG!

GABRIELE VON ARNIM: DER TROST DER SCHÖNHEIT, EINE SUCHE; ROWOHLT; Erscheinungstermin 15.8.2023; 224 Seiten

unbezahlte Werbung, Rezensionsexemplar

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