Hiroko Oyamada, eine der wichtigsten Stimmen der japanischen Literatur, wurde für ihren Roman Das Loch mit dem Akutagawa-Prize, dem wichtigsten Literaturpreis Japans, ausgezeichnet. Heute erscheint ihr Roman bei uns, übersetzt von Nora Bierich.
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Die Ich-Erzählerin Asa (29 Jahre) zieht mit ihrem Mann Muneaki aufs Land, in das Nachbarhaus seiner Eltern. Ihren Job, der sie nicht erfüllt und nicht gut bezahlt wurde, kündigt sie. Ihr Mann verlässt früh das Haus und kommt erst nach Mitternacht nach Hause. Asa, nun so ganz ohne Arbeit, langweilt sich bereits nach einem Tag. „Ist das der „Traum“, von dem meine Kollegin gesprochen hat?“, der Traum vom Hausfrauendasein? Es ist ein heißer Sommer, Anfang Juli, das Zirpen der Zikaden bereitet ihr Kopfschmerzen. Als sie für ihre Schwiegermutter eine Erledigung im Nachbarort machen soll, folgt sie einem schwarzen unbekannten Tier und fällt in ein Loch, das ihr bis zur Brust reicht. Von da an verändert sich Asas Welt auf rätselhafte Weise. Kuriose Dinge passieren, der Großvater sprengt den Rasen, obwohl es regnet; sie trifft auf den älteren Bruder ihres Mannes, von dem sie nichts wusste, bei dem es kühler ist, bei dem sie keine Zikaden hört; sie sieht viele Löcher, aus denen Kinderköpfe schauen; und was hat es mit der Nachbarin auf sich, die ihr aus dem Loch geholfen hat? Asa beginnt an ihrem Verstand zu zweifeln.
Es ist ein Buch zwischen Realität und Fantasie, über eine Frau, die ihren Platz sucht, über die Themen Partnerschaft, Arbeit, Kinderwunsch ja oder nein, Gleichberechtigung und Natur, rätselhaft und fantasieanregend, in einer schönen bildhaften Sprache. So ganz konnte mich der Roman allerdings nicht überzeugen, obwohl ich mich auf ihn eingelassen und gleich zweimal gelesen habe. Gelegentlich habe ich beim Lesen an Murakami gedacht, dessen Literatur auch nicht so meins ist.
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„… ich war gefangen zwischen meiner Schwiegermutter (…) und meinem Mann und seinem Handy, und allein schon die Vorstellung, einen Säugling zu stillen, machte mich depressiv. Nicht, dass ich den Gedanken daran nur abstoßend fand. Vielleicht würde es mich glücklich machen. Wenn ich schon nicht arbeite, sollte ich mir zumindest das Wünschen. (…)“ S. 64
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Hiroko Oyamada: DAS LOCH, Rowohlt, Erscheinungstermin 18. Juni 2024, 128 Seiten
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Werbung, unbezahlt/ Rezensionsexemplar