Das aktuelle Impulswort der Prosa:ist:innen lautet:
entbinden
Neun Monate warst du in mir, verbunden durch die Nabelschnur. Nun liegst du kleines Wesen hier, zerknauscht und blutig, zwischen meinen Beinen. Die starken Hände der Hebamme stützen dich, mit einem stolzen Lächeln, sieht sie dich an. Es war ihre erste Geburt, wie sie am nächsten Tag verrät.
„Wollen Sie?“ Sie reicht mir eine Schere. Will ich? Ich weiß es nicht, doch ich nehme sie, beuge mich mit letzten Kräften mühsam nach vorn und durchtrenne unser Band. Ein seltsames Gefühl. Doch ich bin zu erschöpft für tiefsinnige Gedanken. Erst später werde ich an diesen bedeutenden Moment zurückdenken.
Ich habe entbunden, doch von den Aufgaben als Mutter kann mich keiner entbinden. Sie fangen gerade erst an. „Und der Mann?“ Ich schüttle den Kopf. „Kein Mann.“
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