„Es dämmert. Die Straßenlaternen gehen an, und Prag macht langsam die Augen zu. Es schneit.“ S. 18
Járas Freunde haben ihn nach Prag eingeladen. Gemeinsam wollen sie Weihnachten feiern. Als er auf dem Prager Bahnhof ankommt, ruft er seine Freunde an, erreicht jedoch niemanden. Im Schwarzen Ochsen trinkt er, wie immer, wenn er in Prag ist, sein erstes Bier und flaniert anschließend durch das verschneite Prag: geht über die Eisenbahnbrücke, blickt auf die Moldau, überquert die Karlsbrücke, geht ins Lokal im Anker, in dem sich die Prager Unterwelt öffnet, in die Kirche Maria Schnee.
Während seiner nächtlichen Tour trifft er auf ganz unterschiedliche Charaktere: auf Kavka, dessen Kopf immer an Heiligabend leuchtet, weshalb er „der Leuchtturm“ genannt wird; auf den „König von Prag“, der bereits sechs Mal im Gefängnis saß, auf die Italienerin Stella, die in Prag an ihren verstorbenen Mann Tesoro denkt, für den der Schnee, der Nebel und das Licht von Prag ganz besonders war. Alle vier haben sie ihre Geschichte, sind in Gedanken für sich und doch gemeinsam.
Eine schöne kleine Lektüre über einen Heiligabend im verschneiten Prag, ohne Kitsch, aber doch geheimnisvoll. Ein Buch, das auf Weihnachten einstimmt und Lust auf Prag macht, über einen Heiligabend, das nicht zu Hause auf dem Sofa sitzend, auf das Christkind wartend und mit Aschenbrödel im Fernsehen verbracht wird, sondern ein Weihnachten, das ganz anders ist, bei dem aber „Stille Nacht, heilige Nacht“ und ein Weihnachtsbaum nicht fehlen, Kirchenglocken erklingen und auch ein Christkind erscheint. Die wundervollen Illustrationen, auch die Coverillustration, die ich wunderschön finde, sind von Jaromir 99.
„Im Leben geht´s nur um Geheimnisse und in Prag eben auch.“ S. 41
„Ich erzähle ihnen, was wir erlebt haben. Sie wundern sich nicht. Sie wissen, dass Prag selbst ein Wunder ist.(…) Nicht nur an Weihnachten.“ S. 87
JAROSLAV RUDIŠ: WEIHNACHTEN IN PRAG, Luchterhand, Erscheinungstermin 27.9.2023, 96 Seiten
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