Britt ist wütend und zwar so richtig. Sie schreit sie alle an: ihren Ehemann Espen, mit dem sie seit 10 Jahren verheiratet ist, ihre Tochter Elise und auch Espens Freunde, mit denen sie gemeinsam im Sommerhaus sind. Bisher ging ihre Wut immer irgendwie wieder vorbei. Doch dieses Mal ist es anders. Gemeinsam mit Nico, die so viel unabhängiger ist als sie selbst, fährt sie los und verbringt eine Nacht am Strand, in Freiheit und fragt sich, wer sie noch sein will.
Ein Buch, das mich mitgerissen hat, das ich verschlungen habe, ein Lesehighlight.
Die Autorin nimmt uns mit in das Leben der 43-jähigen Protagonistin und in ihre Vergangenheit, in ein Leben, in dem sich sicherlich viele Frauen wiedererkennen werden. Britt hat gelernt, was es heißt Mädchen zu sein, Frau zu sein, Mutter zu werden, sich zusammenzureißen, es immer allen recht zu machen. Und sich selbst dabei aus den Augen verloren. Sie ist erschöpft, unglücklich, verzweifelt, vom Leben als eine Ansammlung von Pflichten, von Espen, auf den sie seit Jahren wütend ist, und davon, dass alles nicht so ist, wie es hätte sein sollen. Sie weiß, dass niemand die Schuld für ihre Situation trägt, aber so, gefangen im eigenen Leben, kann es nicht weitergehen. Sie will herausfinden, wer sie ist, auch wenn sie nicht weiß wie, eines weiß sie, ihre Tochter könnte sie nicht verlassen, das hat ihre eigene Mutter bereits getan, als Britt 12 war. Und dann ist da auch noch der Knubbel in ihrer Brust.
Neben dem Thema gefällt mir sehr der Aufbau, die unterschiedlichen Perspektiven/Blickwinkel. Neben den überwiegenden Schilderungen von Britt in der Ich-Perspektive, gibt es z.B. „Was Espen sagen würde“, die beobachtende 17-jährige Runa, die ihren Blick auf die Erwachsenen richtet, wir erfahren, was in der Zeit der Abwesenheit Britts im Sommerhaus passiert und was Elise macht, als ihre Mutter weg ist.
Ein Buch für alle wütenden Frauen, das aufzeigt, was es bedeutet Frau zu sein, voller Wucht und Kraft und Weiblichkeit. Ein mitreißendes, befreiendes, schonungslos ehrliches und wichtiges Buch, über den Wunsch nach einen Neubeginn, Krisen in der Ehe, Elternschaft, Kometen und den Brittsommer. Ein schmales Buch, mit viel Luft auf den Seiten, zum Durchatmen, zum eigenen Dampfablassen, Gründe dafür gibt es ja zu genüge.
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Große Leseempfehlung!
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Linn Strømsborg: Verdammt wütend, DuMont, ET 14. Oktober 2024, 224 Seiten
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Werbung, Rezensionsexemplar