Ein sehr berührender Roman, der mich in seinen Bann gezogen hat. Interessant, spannend, ergreifend. Leseempfehlung.
Jan, Margit, Oda – drei Personen, deren Leben miteinander verknüpft ist, abwechselnd aus ihrer Perspektive und Zeitebene geschrieben:
Als JAN (50 J.) einen Anruf der Polizei erhält, ist er gezwungen in seine Heimat Sassnitz zu fahren. 30 Jahre war er nicht mehr dort gewesen, seit seine Mutter plötzlich, im April 1991, verschwunden ist, was ihn tief getroffen hat. Der Grund für ihr Verschwinden konnte nie aufgeklärt werden. Nun wurde auf Rügen ein menschliches Skelett gefunden. Jan wird mit seiner Vergangenheit konfrontiert und deckt die Lügen seiner Kindheit auf.
ODA, geb. 1951, träumt von der Freiheit. Ihr Vater, einer der besten Onkologen der DDR, ist bereits seit zwei Jahren in der BRD. Die Gelegenheit auf einen Ärztekongress nach Westberlin zu können, hatte er genutzt, um dortzubleiben. Seitdem wird Oda von der Stasi observiert. Als sie Jürgen kennenlernt und er den Vorschlag macht über die Ostsee zu fliehen, traut sie sich das als Leistungsschwimmerin zu, doch die Flucht scheitert. In der Haftanstalt Hoheneck stellt sie fest, dass sie von Jürgen schwanger ist. Ihr Schicksal, das dann folgt, ging mir sehr nahe.
MARGIT, ihr Bruder Hans und ihre Mutter fliehen kurz vor Kriegsende mit einem Schiff von Königsberg über die Ostsee nach Stralsund. Als Margit sieht, wie eine Frau mit ihrem Baby über Board gehen will, entreißt sie ihr das Baby und kümmert sich von da an rührend um Horst.
Wie hängt alles miteinander zusammen? Spannend erzählt und sehr gut aufgebaut, erfahre ich von zwei Frauen, die dasselbe Kind ihr Eigen nennen, von katastrophalen Haftmethoden in der DDR, von einer Mutter, die vergeblich versucht ihr Kind wiederzubekommen, von Lügen über die eigene Herkunft, Fragen der Identität, dem Wunsch nach Halt in einer Familie.
Liv Marie Bahrow: Wellenkinder, Ullstein, Erscheinungstermin 31.8.2023, 416 Seiten
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