Rasha Khayat: ICH KOMME NICHT ZURÜCK

Seit ein paar Wochen sieht Hanna, die 39-jährige Ich-Erzählerin des Romans, Frauen, die aussehen wie Zeyna. Beide waren in ihrer Kindheit unzertrennlich, gemeinsam mit Cem, der Puffer zwischen ihnen, erlebten Zeiten, in denen das Leben kribbelte, träumten von Zukunft, bauten Luftschlösser. Doch dann wurden sie immer leiser miteinander bis sie sich ganz voneinander entfernten.

Es ist Hannas tiefe Einsamkeit, gerade nach dem Tod ihrer Großeltern (erst Theo dann Felizia), bei denen sie aufgewachsen ist, durch die sich die Erinnerungstür öffnet, aus der Bilder der gemeinsamen Kindheit und Jugend mit Zeyna sichtbar werden, die zeigt, was zwischen sie fiel und Jahrzehnte in Tausend Splitter zerfallen lies. Vor dem Hintergrund der Coronapandemie, dem maskierten Dasein auf Abstand und einem starken Einsamkeitsgefühl, begibt sich Hanna auf die Suche. „Denke an uns, als wir zu dritt waren. Und nun sind wir nur noch eins und eins und eins (einmal unsichtbar).“ S. 62

Es ist der 11. September 2001, der Tag, der die Unterschiede zwischen den erst unzertrennlichen Freundinnen hervortreten und zum Bruch führen lässt, dessen Folgen die Welt von Zeyna und ihrem Vater Nabil ein weiteres Mal zum Kippen bringt. „Dein Licht hatte sich verändert, es hatte sich in Feuer verwandelt, flammte immer öfter, immer heißer, immer höher auf. Konnte spüren, es zog dich weg. Wenn auch niemand wusste, du nicht wusstest, wohin.“ S. 120

Ich komme nicht zurück ist ein Buch, das mich begeistert. In einer fantastischen, bewundernswerten, poetischen Sprache, einem Schreibstil, in den ich mich verliebt habe und einem ganz wunderbaren Sound schreibt Rasha Khayat über eine Freundschaft, die durch die Gesellschaft auf die Probe gestellt wird. Mit tiefgründigen Themen wie Trauer, Vermissen und Einsamkeit, Heimat und Leerstellen im Leben liefert sie einen packenden und zugleich zarten, einfühlsamen Roman. Große Leseempfehlung!


Erwähnen möchte ich auch die leuchtende Umschlagabbildung von Etel Adnan, Schriftstellerin und Malerin, die auch im Buch zitiert wird. In Unter Frauen – Geschichten vom Lesen und Verehren konnte ich bereits erfahren, dass Etel Adnan die Schriftstellerin ist, die Rasha Khayat ganz besonders verehrt. Auch dieses Buch (s. mein Beitrag vom 10. Juni 2024) ist sehr zu empfehlen.



Rasha Khayat: ICH KOMME NICHT ZURÜCK, DUMONT, Erscheinungstermin 13. August 2024, 176 Seiten

Werbung, Rezensionsexemplar





 



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