Ein sehr berührender Roman über das erfahrende Leid in einem Kinderheim der Fünfziger- und Sechzigerjahre in Deutschland. Eine Familiengeschichte über drei Generationen, die auf wahren Begebenheiten beruht und mir sehr nahe gegangen ist.
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Elisabeth ist schwanger von Franz. Doch ein gemeinsames Leben auf einem Hof, mit einer Schwiegermutter Martha, die sie nicht leiden kann, ist nicht das, was sie will. „Ich will malen, Franz, ich will keine Kühe melken, keine Schweine füttern und keine Hühner rupfen. Ich mag dich. Sehr sogar, aber ich werde nicht deine Frau.“ S. 41
In der Hoffnung, dass es ein Junge wird, der den Hof übernehmen kann, bietet Martha, die Mutter von Franz, Elisabeth Geld fürs Kind. „Ich werde dir Geld geben. Du wirst verschwinden und uns dafür ein gesundes, starkes Kind überlassen.“ S. 53
Elisabeth bringt jedoch nicht nur ein Kind, sondern Zwillinge zur Welt. Eins der beiden, Helene, bleibt bei Franz und seiner Mutter Martha und wächst auf deren Apfelhof auf dem Land auf.
Die Zwillingsschwester Alma bleibt bei der Mutter. Als Alma 5 ist und Elisabeth stirbt, kommt Alma ins Kinderheim der katholischen Kirche, der sogenannten „Fürsorge-Erziehung“, in dem sie permanenter physischer und psychischer Gewalt und unfassbarer grausamer Erniedrigung ausgesetzt ist, die mir beim Lesen Bauchschmerzen bereitet hat.
Erst nach dem Tod des Vaters erfährt Helene von ihrer Zwillingsschwester und sucht sie auf.
„Seit neun Jahren ist Alma nicht mehr in Therapie, hat ihr Leben bearbeitet, kann sich täglich einreden, dass es gut ist, wie es ist. Und jetzt steht da eine Frau vor ihrer Tür, die aussieht wie sie.“ S. 161
„Nach beinahe sieben Jahrzehnten vom Ich zum Wir.“ S. 163
Ein Buch aus dem Ulrike Helmer Verlag, das ich empfehlen kann. Es hat mich tief berührt hat und lange nachgewirkt.
Sabine Gelsing: Entzwei, Ulrike Helmer Verlag, Erscheinungstermin 4. April 2023, 214 Seiten
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unbezahlte Werbung, Rezensionsexemplar