LESEEMPFEHLUNG – Ein Debütroman, der mich sehr begeistert hat.
Es ist das Jahr 2003, als die 14-jährige Katharina Lange, genannt Katha, gemeinsam mit ihrer Mutter und Schwester Nadine von Bad Driburg nach Dortmund zieht. Obwohl Katha wirklich alles gegeben hat, die Beziehung der Eltern zu retten und für sie viele Momente des Glücks künstlich zu erzeugen, ließen sich die Eltern scheiden. „Ich tüftelte an ihrer Beziehung herum wie eine kleine therapeutische Handwerkerin.“ (S. 12) Da die Mutter nach der Trennung in ein Loch fällt und für ihre Kinder keine Kraft bleibt, kümmert sich nun Katha liebevoll um ihre Schwester. Sie hat früh gelernt, sich anzupassen und zu schauen, dass es allen anderen gut geht, doch ihr eigenes Leben ist dadurch zur Nebenrolle geworden.
Als sie Angelica, die Mutter der Mitschülerin Sofie, kennenlernt, deren Zuhause zum Anlaufpunkt nach der Schule wird, ist da endlich jemand, der ihr zu hört, ihr Aufmerksamkeit und viele liebevolle Denkanstöße schenkt. Doch eines Tages erkrankt Angelica schwer und für Katha bricht eine Welt zusammen. Ab diesem Zeitpunkt gab es für mich beim Lesen keine weiteren Schmunzelmomente mehr, die mich sehr erfreut hatten. Stattdessen gab es eine große Faszination, darüber, wie ergreifend, nahegehend und überzeugend die Autorin es geschafft hat, über die Zeit der Trauer und Kathas großen Verlust zu schreiben.
Kathas 14-jähriges Ich wird als Rückblick erzählt. Sie ist inzwischen 14 Jahre älter, als sie zufällig in einem Berliner Café Sofie trifft und sofort gedanklich in ihr damaliges Leben zurückfällt.
Ein Buch vom Sich-Verlieren und -Wiederfinden, vom Leben einer 14-jährigen auf dem Weg ins Erwachsenenalter, und von einer jungen Frau, die es schafft, für sich einzustehen und ihr Leben zu meistern. Ein Buch, das Tragik und Komik miteinander in Einklang bringt, mit einem besonderen, erfrischenden Schreibstil, der mir sehr gefallen hat. Ein gelungener Debütroman.
„Vierzehn Jahre unsichtbar, nun, nochmal genauso lang, auf dem Weg in die Sichtbarkeit“ S. 337
unbezahlte Werbung, Rezensionsexemplar