Terézia Mora: MUNA oder Die Hälfte des Lebens

Es ist das Jahr 1988 in der ostdeutschen Stadt Jüris kurz vor dem Mauerfall. Mona ist gerade 18 geworden, als ihre Mutter, eine Alkoholikerin und Schauspielerin am Stadttheater, einen Suizidversuch unternimmt. Ihr Vater, ein Kettenraucher, war bereits vor Jahren an Lungenkrebs gestorben. Die sehr gute Schülerin Mona möchte Journalistin werden. Während eines Praktikums bei der Zeitschrift Magazin verliebt sie sich in den Bildredakteur und Lehrer am Französischen Gymnasium Magnus, in „den schönsten Mann, den ich je im Leben sehen würde.“ (S. 30)  Nach einer gemeinsamen Nacht fährt Magnus nach Rumänien. Drei Wochen sind geplant, doch er kommt nicht zurück. Die Wende kommt dazwischen. Er flieht spontan über Ungarn.

Mona geht nach Berlin und beginnt ihr Studium, macht einen Auslandsaufenthalt in London, studiert weiter in Wien, promoviert. Sieben Jahre vergehen bis sich Magnus und Mona zufällig wiedertreffen und ein Paar werden.  Sie führen eine Beziehung, in der Mona immer mehr in Abhängigkeit gerät, in der sie von Magnus seelisch und körperlich brutal misshandelt und gedemütigt wird. Doch Mona bringt Verständnis für Magnus auf, passt sich ihm immer mehr an,  fühlt sich schuldig. Sie wünscht sich so sehr, dass ihr Beziehung mit Magnus funktioniert und niemals endet. „Unkompliziert sein und gut aussehen. Nicht zu viel Quatsch erzählen, nicht klagen und nicht zu viel fragen.“ (S. 254) und dann wird bestimmt alles wieder gut. Doch eines Tages bricht sie zusammen und wird erst einige Tage später, beinahe verdurstet, von ihrer Freundin gefunden. „Wie absolut sinnlos doch mein Leben war! (…) wo war der Punkt, an dem es schiefgegangen war (…)“ (S. 407)

                                                                                                                                                                        

 Am Anfang des Romans ist Mona 18, am Ende 37. Erzählt wird ein „halbes Leben“ einer jungen Frau, die geliebt werden will, die in einer toxischen Beziehung mit psychischer und physischer Gewalt landet, an ihr zusammenbricht und versucht, sich wieder zu fangen. „Am Ende werde ich mein Leben noch auf die Reihe kriegen, bevor ich vierzig werde.“ (S. 436)

Ich brauchte lange, um in das Buch hineinzufinden, hatte sogar überlegt, ob ich es abbreche. Der Schreibstil bereitete mir Schwierigkeiten, bis zum Wiedertreffen mit Magnus auf Seite 195 fand ich es teilweise zu langatmig. Doch das Dranbleiben hat sich gelohnt. Wenn auch spät, das Buch hat mich gefesselt, es ist besonders und originell geschrieben und mit etwas Abstand betrachtet, findet ich es noch viel besser.

Das Buch ist der erste Band einer Trilogie,  war nominiert für den Deutschen Buchpreis 2023. Die Autorin ist Georg-Büchner-Preisträgerin 2018 und Gewinnerin des Deutschen Buchpreises 2013.

Unbezahlte Werbung, Buch selbst gekauft

Terézia Mora: MUNA oder Die Hälfte des Lebens, Luchterhand, Erscheinungstermin 30.8.2023, 448 Seiten

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Verwandte Beiträge

Beginne damit, deinen Suchbegriff oben einzugeben und drücke Enter für die Suche. Drücke ESC, um abzubrechen.

Zurück nach oben