Alexandra Stahl: Frauen, die beim Lachen sterben

Ein Roman, der sich wunderbar begierig lesen lässt, dessen scharfzüngigen Humor ich sehr mochte, der Fragen und Themen aufwirft, mit denen ich mich identifizieren konnte, durch seinen leichtfüßigen und fließenden Schreibstil absolut überzeugt und mit einem sehr eleganten Cover geschmückt ist.

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Leseempfehlung

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Es ist Oktober 2021. Die Ich-Erzählerin (40 Jahre) fliegt überstürzt nach Griechenland. Ihr Aufenthalt in dem Appartement mitten auf einem Olivenhain nahe des Meeres war ursprünglich für eine Woche geplant, eine Woche um herauszufinden, wie sie weitermachen möchte. Doch aus einer Woche werden fast drei Monate, Zeit die sie braucht, um zur Ruhe zu kommen und über ihr Leben nachzudenken. Ihren Job hat sie nach 17 Jahren gekündigt, die Freundschaften zu Ela und Katja haben sich verändert und auch ihre Beziehung zu Simon ist beendet. Ein Neuanfang muss her. Doch so richtig weiß sie nicht, was in ihrem Leben anders werden sollte. „Alles?“ (S. 70) Insbesondere die Freundschaft zu Katja beschäftigt sie, wie sie begonnen hat und warum sie endete. Und warum sie Jahre mit Simon verbracht hat, obwohl sie nie eine Beziehung wollte. 

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Katja, war der erste Mensch, mit dem Berlin plötzlich Spaß machte, mit der sie viele Abende in Kneipen verbracht hat. „Wir saßen immer am Tresen. Wir versanken in unseren Getränken, in unseren Stimmen, in unseren Geschichten. So vergingen Stunden und Nächte, irgendwann waren es Jahre. Am Ende blieb immer eine Diskrepanz: zwischen dem Leben, von dem wir uns erzählten, und dem Leben, das wir führten. Bis Katja ein anderes begann.“ (S. 30) Als Katja Gustav heiratet, verändert sich die Freundschaft, denn Katja versucht plötzlich eine andere zu sein.

Die Ich-Erzählerin beginnt eine Beziehung mit Simon, obwohl er ihr eigentlich nicht gefällt. „… vielleicht hatte ich Simon sowieso nur aus Panik in mein Leben gelassen, weil Katja Gustav geheiratet hatte.“ (S. 25) „Ich weiß nicht, was es war. (…) Heute glaube ich, es war das Bild von uns als Paar, das mir etwas gab. Dabei hatte ich das doch nie sein wollen: eine Frau in einer Beziehung.“ (S. 50) „Es war eine Projektion. Man wollte ein Gefühl, Liebe, und man suchte sich einen Menschen dazu aus.“ (S. 109)

Die Beziehung mit Simon laugt sie aus, und bei einem gemeinsamen Abendessen der Freundinnen mit ihren Partnern, stellt sie fest, dass sie alle Rollen spielen. „Wir waren zu Frauen geworden, die Dinge überspielten.“ (S. 126)

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Es ist ein Roman vom Leben in Paarbeziehungen und dem Ende einer Freundschaft, über Beziehungen und deren Trostlosigkeit, über das Verlassenwerden und Verlassen („…jeder, der verlassen wird, muss sich darüber eine Geschichte erzählen.“ S. 25); ein Roman über Menschen, in denen man sich verheddert und über die Sehnsucht nach einem Leben, das sich richtig anfühlt. Sehr gefallen hat mir auch der Mittelteil, der verschiedene Textfragmente enthält, die alle mit „Eine Frau, die…“ beginnen und Gedanken, Wünsche, Fantasien und Erlebnisse von Frauen beinhaltet, was dem Roman noch das gewisse Etwas verleiht.

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All die Gespräche, die ich geführt hatte. Mit Ela und mit Katja, mit irgendwelchen Männern und mit Simon (…), wer wir sind und warum wir sind, wer wir sind und welche Leben wir führen und warum wir diese Leben führen, und wie viel Bestätigung, Zuspruch, Applaus wir gebraucht hatte, wie empfindlich wir gewesen waren, wie ernst wir uns genommen hatten. Wozu?“ (S. 213)

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Ich möchte unbedingt mehr von der Schriftstellerin lesen und habe mir bereits ihre Storys „Wenn, dann trifft es uns beide“ vorgemerkt.

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Alexandra Stahl: Frauen, die beim Lachen sterben, Jung und Jung, Erscheinungstermin 22.2.2024, 224 Seiten

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unbezahlte Werbung, Rezensionsexemplar

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