Ich mag Bücher, die anders sein, die aus der Reihe fallen. Dieses Buch ist so eines. Zunächst einmal fällt auf, dass alle Wörter in diesem Roman klein geschrieben sind. Alle, bis auf zwei: „MEINE HEIMAT“ (S. 11), und genau darum geht es auch im ersten Roman von Cornelia Hülmbauer. Ich erfahre von der Kindheit und Jugend eines Mädchens auf dem Land, von ihren Eltern und Großeltern, dem Bruder. Beim Lesen war mir, als würde mir das Mädchen ihr Fotoalbum zeigen, es gemeinsam mit mir durchblättern und zu jedem Foto eine einfühlsame Geschichte über ihr Aufwachsen erzählen. Was hat sie oft erlebt, was manchmal, was nie, so fange viele Sätze im Roman an. Ich erfahre, welche Redensarten bei ihr zu Hause gesagt wurden, ihre Erinnerungen an die Feiertagen im Jahr, aber auch an viele alltägliche Dinge. Die Autorin hat mir mit ihren genauen und einfühlsamen Beschreibungen von Momentaufnahmen eine sehr schöne Lektüre bereitet und hin und wieder Erinnerungen an meine Kindheit geweckt. Mir gefällt der klare Schreibstil, und die gelegentlich eingeworfenen Fragesätze, die einen guten Kontrast zu den überwiegenden Aussagesätze bilden: „beschließen alle mädchen einmal, auszureißen? kommen alle mädchen wieder, bevor jemand sie hätte suchen können? weil sie nicht weiterwissen? weil sie nicht wissen, wie weiter?“ (S. 93)
Der Roman endet, als die Protagonistin „zum studieren in die große stadt ging“. Ich hätte sehr gerne mehr erfahren, möchte wissen, wie es weiter geht mit ihr. Aber dieser Schnitt ist ein gutes Ende, denn ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Ich bin sehr gespannt, auf den nächsten Roman der Autorin.
Ein Leseerlebnis der besonderen Art. LESEEMPFEHLUNG.
Cornelia Hülmbauer hat Lyrik und Kurzprosa veröffentlicht. „oft manchmal nie“ ist ihr erster Roman. Auszüge daraus wurden mit dem Marianne-von-Willemer-Preis 2021 und dem Emil-Breisach-Preis 2021 ausgezeichnet.
Cornelia Hülmbauer: oft manchmal nie, Residenz Verlag, ET 14.2.2023, 192 Seiten
unbezahlte Werbung, Rezensionsexemplar