Seit nunmehr 25 Jahren richten sich Autorinnen und Autoren an die Abiturient*innen im Saarland und greifen damit eine alte Tradition aus dem 18. Jahrhundert auf, nach der Philosophen und Schriftsteller, wie z.B. Friedrich Schiller, Jean Paul, Johann Gottfried Herder damals junge Menschen mit einer Rede ins Leben verabschiedeten. Welch schöne Tradition, wie ich finde.
In diesem Jahr hielt Julia Schoch die Rede, was mich sehr freut. Ich mag ihre Bücher sehr und habe sie inzwischen zweimal live erleben dürfen, was für mich jedes Mal eine besondere Begebenheit war.
„Love love love“ lautet der schöne Titel ihrer sehr persönlichen Rede, in der Julia Schoch von ihrer eigenen Zeit, als sie in der Wendezeit das Abitur gemacht hat, berichtet und den saarländischen Abiturient*innen einen Gruß aus der Zukunft sendet. Ihre berührendenden Worte, ihre klugen Ratschläge und Wünsche für die Zukunft der Jugendlichen, ihr Plädoyer für die Liebe hätte ich mir auch sehr zu meinem Abitur gewünscht. Doch auch jetzt hat mir diese Rede viel gegeben. Ich habe sie mir gleich zweimal gelesen und ihre Worte auf mich wirken lassen. Wenn meine beiden Söhne soweit sind, ihre eigenen Wege zu gehen, werde ich ihnen dieses Buch mit auf den Weg geben.
Leseempfehlung!
ausgewählte Zitate:
„Das Leben ist kein langer ruhiger Fluss.“ S. 13
„Vielmehr besteht es – das Leben – aus lauter Brüchen, aus Veränderungen und Übergängen, unliebsamen Pausen und vielleicht sogar Katastrophen. Kurz: Es gleicht einem stetigen Stolpern ins Unbekannte.“ S. 14
„Machen Sie Pläne, nehmen Sie sich ruhig etwas vor, basteln Sie meinetwegen sogar an der großen, menschheitsumspannenden Utopie, nur gehen Sie nicht gleich unter, wenn nichts draus wird. Und mit „untergehen“ meine ich: sich verhärten, sich abschotten und verschanzen, verbittern, grollen, verzweifeln, sich selbst verletzen oder auf andere losgehen. Das alles sind ja nur Spielarten von Reaktionen, mit denen wir auf Enttäuschungen reagieren. Und enttäuscht sind wir alle wahnsinnig schnell. Wir bilden uns etwas ein, malen uns etwas aus, wir erhoffen uns etwas, von uns selbst, von den anderen, vom Leben insgesamt. Meistens, weil es uns eingeflüstert wird. Und dann, wenn das Gewünschte nicht eintritt, hadern wir.“ S. 19 f.
„Sie dürfen damit rechnen, dass es auch in Ihrem Leben anders kommt, als Sie es sich im Moment denken oder es Ihnen weisgemacht wird.“ S. 20 f.
„(…) klammern Sie sich nicht an Muster, nur weil es vertraute Muster sind, (…)“ S. 21
„Das Vertraute anders zu denken, es anders anzugehen, ist das Einzige, was uns wirklich am Leben hält. Nur dann fühlen wir uns lebendig.“ S. 25
„Erfinden Sie Ihr Leben! Schießen Sie los! Rauschen Sie davon! Und geben Sie alle Vorsicht auf. Natürlich auf die Gefahr hin, dass es nicht so läuft wie von Ihnen geplant.“ S. 28
„(…) Schließlich wollen wir alles durchschauen. Dabei muss man es einfach nur aushalten. Halten Sie es aus, dass Ihnen Unerklärliches widerfährt, ja, dass Sie selbst dieses Unerklärliche und somit sich selbst ein Geheimnis sind.“ S. 28
„Machen Sie sich nicht allzu abhängig von äußeren Bedingungen.“ S. 29
„Nichts ist wichtiger, als eine lebendige, gutmeinende Menschengemeinschaft um sich zu haben, und sei es nur ein einziger Mensch, der bekanntlich mitunter die ganze Welt bedeuten kann.“ S. 30
„Es geht nicht einfach nur darum, glücklich zu werden. Es geht darum, ein intensives Leben zu führen. Intensität bedeutet: Wir machen eine Erfahrung. Nur was für intensiv wahrgenommen und erlebt haben, bleibt uns im Gedächtnis.“ S. 32
„Egal, was Sie konkret vorhaben, (…) tun Sie es in jedem Fall mit Hingabe.“ S. 33 f.
„Stürzen Sie sich vor allem in die Liebe. Verschwenden Sie sich. Sparen Sie sich und Ihre Gefühle nicht auf. (…) Seien Sie großzügig und mutig, wenn es um die Angelegenheiten des Herzen geht.“ S. 34 f.
„Ich wünsche Ihnen für die Zukunft das Beste. Und was wäre das, das Beste? Gute Feinde, das heißt solche, an denen Sie wachsen anstatt zugrunde zu gehen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie bei allen notwendigen Kämpfen auch Momente der Leichtigkeit und des Ausgelassenseins erfahren. Ich wünsche Ihnen ein Unbehagen an der Zeit und zugleich die tiefe Zuversicht, dass Sie diesem Unbehagen nicht hilflos ausgeliefert sind, sondern dass es sich verwandeln lässt, in Kraft und Souveränität, in ein Gefühl, dass sie genau richtig sind in dieser Welt.“ S. 38 f
Julia Schoch: Love love love – Ein Gruß aus der Zukunft, CONTE, Erscheinungstermin 1.7.2023, 54 Seiten
unbezahlte Werbung, Buch selbst gekauft