Aus dem Schwedischen von Karoline Hippe
Helena, Ende 30, versucht alles richtig zu machen. Sie achtet auf politisch korrekte Sprache, auf klimafreundliche Ernährung, Gleichberechtigung, liest mindestens ein Buch pro Woche. Als ihr Mann Jonas für die Familie eine Reise nach Mallorca gebucht hat, sind alle begeistert, außer Helena. Denn Flugreisen sind nicht gut fürs Klima. Bis zum geplanten Urlaub sind es noch acht Wochen. Das Buch schildert diese acht Wochen, in der wir das Leben von Helena kennenlernen, in dem viel los ist:
Ihre Teeangerkinder sind von ihr genervt und motzen ständig. „Ihr Engagement steht in einem umgekehrt proportionalen Verhältnis zum Interesse ihrer Kinder.“ S. 95 Ihr Sohn Elmer möchte plötzlich mit genderneutralen Pronomen angesprochen werden und bringt seine erste Freundin mit nach Hause, die ihr nicht zu gefallen scheint; ihre Tochter Juni ist ständig in der virtuellen Welt versunken; Ihr Vater hat eine neue Frau kenngelernt, die denselben Vornamen wie Helenas verstorbene Mutter hat. Ihr Mann scheint sich in die junge, gutaussehende Nachbarin verguckt zu haben, „die mit diesen Lippen und dem Stoffbeutel“. S.15 Und auch Helena fühlt sich zu einem jungen Aktivisten einer Umweltorganisation hingezogen.
Als am Tag der geplanten Abreise nach Mallorca keiner der Familienmitglieder zu Hause ist, ihr Mann Jonas ihren Anruf wegdrückt und sie auch den Badeanzug ihrer Tochter nirgends finden kann, trifft sie eine Entscheidung und ihr Leben gerät noch mehr durcheinander.
Ein amüsantes, kluges Buch über das Leben einer Frau Ende 30, mit sehr vielseitigen aktuellen Themen. Ein gelungener Debütroman über eine Frau, die sich viele Gedanken macht; die sich fragt, wer sie hätte sein können, was sie alles hätte werden können; die vieles bereut, was sie gemacht und unterlassen hat; die alles richtig machen möchte, was ihr jedoch nicht gelingen mag; die sich fragt, ob hin und wieder kleine Ausnahmen vom konsequenten Leben möglich sind, aber „wenn man im Grunde doch weiß, dass man sich gerade falsch verhält, wie soll man die Dinge dann genießen?“ S. 26 und „Das Leben in vollen Zügen genießen, darf man das, oder sind diese Voraussetzungen verzerrt, ist die Frage völlig falsch…völlig fehl am Platz?“ S. 215
Maria Frensborg, Eine gute Frau, Arche Verlag, ET 20.4.2023, 288 Seiten
unbezahlte Werbung, Rezensionsexemplar