„Man sagt zwar LEBENSLAUF, als wär alles glatt gelaufen, aber ich bin ständig gestolpert.“ S. 101
Das Buch, das anlässlich des 70. Geburtstages der Literaturnobelpreisträgerin (2009) erschienen ist, enthält zehn Essays und Reden, die in einem Zeitraum von 20 Jahren entstanden sind und die Themen Freiheit, Heimat und Exil betreffen.
Herta Müller ist 1987 mit kaputten Nerven nach Deutschland gekommen, nachdem sie zuvor über 30 Jahre in der rumänischen Diktatur Ceauşescus verbracht hat. In Rumänien galt sie als Staatsfeindin. Ihr Leben war geprägt von Schikanen, Verhören, Todesdrohungen, Überwachung. Der Geheimdienst ging in ihrer Wohnung ein und aus, wie er wollte und hinterließ seine angsteinflößenden Zeichen. Für den Fall, dass sie nach einem Verhör eingesperrt wird, hatte Herta Müller immer eine Zahnbürste in der Handtasche.
„Wie soll man leben mit dem, was man denkt, wenn man es nicht sagen darf, ohne dafür ins Gefängnis zu kommen. (…) Wie soll man leben, um so zu bleiben oder zu werden, wie man für sich selber ist. Oder wie soll man nicht so werden, wie man nicht sein will. Ich könnte auch sagen, wie behält man seine Würde.“ S. 14
Bedeutungsreich, berührend, interessant und hochaktuell sind die politisch-literarischen Texte über den Wert der Freiheit, der eigenen Würde, über geistige Unabhängigkeit, moralischer Stärke, über das Leben in der Diktatur, dem Exil von Hunderttausenden Deutschen, die nach ihrer Rückkehr ein „Exil nach dem Exil“ erlebten und abgelehnt wurden und über die Notwendigkeit des Lachens. Es ist ein Buch, das nicht nur optisch überzeugt (geprägtes Leinen, rotes Vorsatzpapier, blaues Lesebändchen), sondern sich auch sehr als Einstieg eignet, um sich mit Stil und Themen der Literaturnobelpreisträgerin vertraut zu machen.
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Herta Müller: EINE FLIEGE KOMMT DURCH EINEN HALBEN WALD, Büchergilde Gutenberg, 2024, 128 Seiten
Einbandgestaltung von Clara Scheffler; geprägtes Leinen, rotes Vorsatzpapier, blaues Lesebändchen
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Werbung, unbezahlte Kooperation
