Irene Ferchl (Hg.): Auf einem Badesteg, Schriftstellerinnen am See

„(…) wenn ich nachdenke, dann schaue ich auf die Weite des Sees, diese Weite konzentriert mich, macht mich weit, macht vielleicht meine Seele weit, und dann können Einfälle aufsteigen, Gedanken Gestalt annehmen.“ Aus: Verena Kast, Unser anderes Ufer des Sees, S. 162

Der See als literarischer Ort – berühmte Schriftstellerinnen des 19. Und 20. Jahrhunderts, aber auch der Gegenwart  kommen in diesem besonderen Buch zu Wort und bieten den Lesenden vielseitige Eindrücke rund um den See, mal als Schauplatz des Vergnügens und der Entspannung, der Sehnsucht und Abenteuer, wunderbarer Stimmungen, aber auch als Ort von Gefahren und Rätseln unter der idyllischen Oberfläche.

Das Buch enthält Gedichte, Geschichten, Reiseberichte, Essays, Reminiszenzen der Autorinnen sowie Schwarz-Weiß-Fotografien. Mir hat die vielseitige  und abwechslungsreiche Zusammenstellung der Texte sehr gefallen. Einige von ihnen haben eine ganz besonders schöne poetische Sprache, die mir ein großes Lesevergnügen bereitet haben.

Meine Favoritinnen:

Zsuzsanna Gahse, Licht-Logbuch, S. 22-30

Fanny Lewald, Eine Winternacht am See, S. 35-38

Erica Pedretti, Teiche und Seen, S. 45-52

Katharina Hagena, Schwimmen ist Fliegen für Feiglinge, S. 54-55

Virginia Woolf, Die Faszination des Teichs, S. 97-100

Victoria Wolff, Nichts! Aber gar nichts??, S. 118-124

Brigitte Kronauer, Enten und Knäckebrot, S. 157-160

Verena Kast, Unser anderes Ufer des Sees, S. 162-166

Katharina Hagena, Schwimmen ist Fliegen für Feiglinge, S. 54-55

Insbesondere letzte @ habe ich durch dieses Buch für mich entdeckt und möchte unbedingt mehr von der Autorin lesen.

Leseempfehlung! Eine hervorragende Lektüre nicht nur für den Badesteg.

„Immer wenn ich schwamm, fühlte ich mich in Sicherheit. Der Boden unter meinen Füßen konnte nicht weggezogen werden.(…) Und Schwimmen, das war Fliegen für Feiglinge. Schweben ohne Absturzgefahr.(…) Ich liebte den Moment des Verlassens der Erde, den Elementenwechsel, und ich liebte den Moment des Michverlassens darauf, dass das Wasser mich trug.(…)“ aus: Katharina Hagena, Schwimmen ist Fliegen für Feiglinge, S. 55

Ausgewählte Zitate:

„In einer grellgrauen Nacht glitt ein Kind auf einem Floß über den Teich. Und durch den Mond. Da zerschnitt das Kind den Mond, und unzählige Mondstücke schwammen rundum davon, leuchteten weiß, bis das Ufer sie schluckte.“ Aus: Erica Pedretti, Teiche und Seen, S. 47

„Immer wenn ich schwamm, fühlte ich mich in Sicherheit. Der Boden unter meinen Füßen konnte nicht weggezogen werden.(…) Und Schwimmen, das war Fliegen für Feiglinge. Schweben ohne Absturzgefahr.(…) Ich liebte den Moment des Verlassens der Erde, den Elementenwechsel, und ich liebte den Moment des Michverlassens darauf, dass das Wasser mich trug.(…)“. Aus: Katharina Hagena, Schwimmen ist Fliegen für Feiglinge, S. 55

„Es war, als nehme ich den See auf, als könne er ein anderer sein, sobald er seine Kleider ablegte, das Wasser berührte und hinabtauchte.“ „(..) schaute so auf den See, als habe er darin etwas gefunden, das er nicht mehr aus den Augen lassen dürfte, das er beobachten und bewachen müsse.“ Aus: Zsuzsa Bánk, Der Schwimmer, S. 58

„Viele, viele Menschen mußten allein dorthin gekommen sein, von Zeit zu Zeit, von Zeitalter zu Zeitalter, um ihre Gedanken ins Wasser fallen zulassen, ihm irgendwelche Fragen zu stellen, wie man selbst es an diesem Sommerabend tat. Vielleicht war das der Grund für seine Faszination – daß er in seinen Wassern alle Arten von Wunschträumen, Klagen, Geheimnissen bewahrte, nicht gedruckt oder laut ausgesprochen, sondern in einem flüssigen Zustand, eins über dem anderen schwebend, fast entkörperlicht. Ein Fisch würde durch sie hindurchschwimmen, entzweigeschnitten werden von der Klinge eines Schilfhalms; oder der Mond würde sie mit seiner großen weißen Scheibe auslöschen. Der Zauber des Teichs lag darin, daß dort Gedanken von Menschen zurückgelassen worden waren, die weggegangen waren, und ohne ihre Körper wanderten ihre Gedanken frei ein und aus, freundlich und mitteilsam, im gemeinsamen Teich.“ Aus:Virginia Woolf, Die Faszination des Teichs, S. 98

„Die Wellen spielen Brandung und der Strand dehnt sich in weißem Schaum. Ursula wirft sich froh den Wellen entgegen, läßt sich von ihnen und von dem Bewußsein tragen, daß das Leben ein herrlich weiter Raum sei, der wert ist, ausgefüllt zu werden.“ Aus: Victoria Wolff, Nichts! Aber gar nichts??, S. 120

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Irene Ferchl (Herausgeberin): Auf einem Badesteg, Schriftstellerinnen am See, Aviva, erschienen am 10. März 2009, S. 192 Seiten

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unbezahlte Werbung, Rezensionsexemplar

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