Johanna Sebauer: Nincshof

Warum musste man mitmachen in der großen Welt, in der alles so chaotisch war und so sinnlos, in der doch alles immer chaotischer und sinnloser werden würde? Wo einen doch nie jemand gefragt hatte, ob man das überhaupt wollte.(…) Nincshof musste frei sein. Wie Silberreiher und Weißstorch, die über Nincshof ihre Bahnen in den Himmel zogen, wie der Wind, der zärtlich durch das Schilf kämmte.“ S. 51

Das kleine Dorf Nincshof an der österreichisch-ungarischen Grenze mit rundherum viel Nichts ist ein besonderes Dorf.  Der Legende nach hat es einst versteckt im Schilf, im Sumpf, existiert und war von der Außenwelt vollkommen unbemerkt. Dort lebt die fast 80-jährige Erna Rohdiebl, die die Freiheit im Blut hat. Während die Erlangers im Urlaub sind, schwimmt sie nachts heimlich in deren Pool ihre Bahnen und lässt sich auf der Schwimmnudel treiben. Als die drei Oblivisten davon erfahren, halten sie Erna genau für die Richtige, ihnen bei der Umsetzung ihrer Pläne zu helfen. Sie wollen, dass man Nincshof vergisst und lassen sich dafür alles Mögliche einfallen. 167 Tage, ohne das Nincshof in der Presse erschienen ist. Das haben sie bisher erreicht. Doch nun sind die Neuen in den Ort gezogen. Die bekannte Regisseurin ist sehr neugierig, und es erweckt den Anschein, dass sie über Nincshof einen Film drehen möchte . Und ihr Mann plant, mit seinen Irrziegen Touristen anzulocken. Es gibt also viel zu tun für die Oblivisten. Doch ihr Handeln bleibt nicht ohne Konsequenzen.

Die Geschichte über das Burgenland hat etwas Märchenhaftes und es mal etwas ganz Anderes. Die witzige Erna hat mir viele Schmunzelmomente beschert. Doch auch „die Neue“, die im Gegensatz zu ihrem Mann, in Nincsdorf nicht anzukommen scheint und die Dorfbewohner*innen äußerst sonderbar findet, ist eine interessante Figur. Am allermeisten hat mir jedoch der Schreibstil der Autorin gefallen.  Das Buch enthält viele außergewöhnlich schöne Sätze, die mich jetzt schon neugierig machen, auf das, was von der Autorin noch so kommen mag. Handlungszeitpunkt des Romans sind die Sommermonate Juni, Juli, August, es passt also hervorragend die aktuelle Zeit.

Johanna Sebauer, Nincshof, DuMont, Erscheinungstermin 18.7.2023, 368 Seiten

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