Mögt ihr Gedichte? Dieses Buch enthält ganz besonders zauberhafte.
Das Ich in Safiye Cans titelgebenden Gedicht hat sich eine Haltestelle erschaffen, eine Stelle, um Halt zu gewinnen in unserer rastlosen Welt. Dort steht die Uhr immer auf Jetzt, dort lebt das Ich, wie in einer Pause-Taste (S. 53). Von hier aus startet das Gespräch mit sich selbst, der Dialog mit anderen, Reflektionen und Illusionen, die Vorstellungskraft und Fantasie des Ich.
Der Gedichtband enthält kurz und lange, visuelle und inhaltlich sehr vielfältige Gedichte, zum Beispiel über das Auseinandergehen und Zueinanderstreben, über Freundschaft und Liebe, Respekt und Toleranz, über das Sich Verlieren und Wiederfinden, Sehnsucht und Schmerz, die Schwierigkeit ein Mensch zu sein, über Blumen und Wolken.
„(…) aus den Wörtern die richtigen zu fischen
darauf kommt es manchmal an. (…)“ S. 56
Safiye Can ist das Fischen absolut gelungen. Mit wenigen Worten schafft sie eine unglaubliche Tiefe, eine Wortkunst, die mich begeistert und mir beim Lesen ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Ich lese sie wieder und wieder, denn Gedichte brauchen Zeit, die ich mir liebend gerne nehme. Ich schmelze dahin, ich bewundere ihr Können, bin glücklich über diese zauberhafte Lyrik.
„(…) Sie dürfen das Buch nicht im Regal lassen
müssen es raustragen
aufklappen und die Worte überall hinstreuen
auch die Punkte, auch die Semikolons. (…)“ S. 70
Ich wünsche mir, dass die zauberhaften Worte dieser Lyrikerin überall hingestreut werden und von vielen Leser:innen gefunden werden.
Das im Buch enthaltene Plakat habe ich übrigens eingerahmt, weil ich es, insbesondere die Worte darauf, so bezaubernd finde.
Safiye Can: Diese Haltestelle hab ich mir gemacht, Wallstein Verlag, 2023, 103 Seiten
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