Hanne Ørstavik, Liebe

Das Buch ist bereits 1997 in Norwegen erschienen, in Deutschland erst ganze 20 Jahre später.

Die Novelle handelt von Jon und seiner Mutter Vibeke, die vor vier Monaten in eine spärlich besiedelte Gegend Norwegens gezogen sind. Handlungszeitraum ist ein Mittwoch eines sehr kalten Wintertages, ein Tag vor Jons neunten Geburtstag. Handlungsende sind die frühen Morgenstunden seines Geburtstages. Es ist also ein kurzes Zeitfenster, das es jedoch in sich hat. 

Es wird abwechselnd und sehr detailliert aus den Perspektiven dieser Beiden erzählt. Beschrieben werden ihre Handlungen, Gedanken, Wünsche, Hoffnungen und Sehnsüchte. Während Vibeke in der Welt ihrer Bücher lebt und sich einen neuen Partner wünscht, ist Jon voller Vorfreude auf seinen Geburtstag, freut sich auf einen Geburtstagskuchen und eine Lok, die er sich gewünscht hat.

„Vibeke soll alles in Ruhe vorbereiten können. Wenn er nicht zu Hause ist, während sie Kuchen backt, ist es doch eine viel größere Überraschung, denkt Jon. Er verlässt das Haus.“ (S. 24)

Doch Vibeke backt keinen Kuchen. Sie möchte zur Bibliothek, sich neue Bücher holen. „Vibeke ruft nach Jon. (…) „Er antwortet nicht.“ (S. 25) „Sie ruft ein weiteres Mal, sie schaut auf die Uhr, in einer knappen halben Stunde schließt die Bibliothek. Jon geht mittlerweile allein zu Bett, sie darf nicht einmal mehr ins Zimmer kommen, um gute Nacht zu sagen.“ (S. 31) Auch sie verlässt das Haus, in dem Glauben, Jon sei in seinem Zimmer. Beide sind also unterwegs, geraten unabhängig voneinander in einen Strudel von Ereignissen und werden erst in der Nacht zurückkehren. Jeder für sich. 

„Liebe“ ist also kein herkömmlicher Liebesroman, wie der Titel vielleicht vermuten lässt. Es geht in erster Linie um die Liebe zwischen Mutter und Sohn, sowie um die Sehnsüchte einer alleinerziehenden Mutter.

Das Buch ist mir sehr nahe gegangen. Insbesondere das Ende hat es in sich und hat mich noch immer nicht losgelassen. Ein Buch, das sehr bewegt und sehr gut geschrieben ist.

LESEEMPFEHLUNG!

Hanne Ørstavik, Liebe, Karl Rauch, ET 14.2.2017, 120 Seiten

Aus dem Norwegischen von Irina Hron.

unbezahlte Werbung, Rezensionsexemplar

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